Wow, manchmal Frage ich mich wie schnell die Zeit vergeht. Schon über zwei Jahre ist es es her das ich mein Studium im Studienfach "intermediales Design" an der Fakultät für Gestaltung in Pforzheim abgeschlossen habe. Meine Ausbildung habe ich vor knapp 10 Jahren angefangen. Hui.. Ich lasse das nachrechnen ab diesem Zeitpunkt besser bleiben und schreibe lieber über meine Abschlussarbeit und um was es darum eigentlich ging.
DER IST-ZUSTAND:
Durch unser Konsumhandeln produzieren wir tagtäglich Müll – zu einem Großteil durch Verpackungsmaterial – den es zu verwalten gilt. Die naheliegende Lösung für dieses Problem wäre es, Müll zu vermeiden, sodass dieser gar nicht erst entsteht. Dies ist allerdings eine unrealistische Wunschvorstellung, die alleine durch den Konsumenten und sein Handeln nicht erreicht werden kann. Meine Arbeit stellt also ein Konzept vor, bei dem durch Umdenken Verpackungsmaterial nicht mehr als Müll und somit als Problem angesehen wird, sondern als Sekundärressource. Verpackungsmaterial kann also reduziert, aber nicht komplett vermieden werden. Durch eine neue Betrachtungsweise, in der Müll als wertvoller Sekundärrohstoff und nicht weiter als Problem gesehen wird, eröffnen sich neue Verwendungsmöglichkeiten.
Zu aller erst habe ich eine Hypothese erstellt die behauptete:
Durch einen neuen Ansatz zur Abfallerfassung und Verwertung können Rohstoffe geschont und Wertstoffe als Sekundärressourcen weitergenutzt werden.
Durch einen Paradigmenwechsel können neue Ansätze zur Verwertung geschaffen werden, die zum einen ökologisch durchdacht und zum anderen ressourcenschonend sind. Hierfür wurde die RE-BOXED Smartphone Applikation entwickelt. Mit gewöhnlichen Verpackungsabfällen wird auf dem virtuellen Marktplatz der RE-BOXED APP gewirtschaftet. Der Benutzer kann seinen gut vorsortierten Wertstoffabfall über die Applikation mithilfe von Rohstoffboxen verkaufen. Diese Rohstoffboxen werden von den mit Sekundärrohstoffen produzierenden Unternehmen gekauft und verwertet.
DIE IDEE:
Der Schutz der natürlichen Umwelt ist eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Mit Gesetzgebungen wie dem Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) und der darin enthaltenen Verpackungsverordnung (VerpackV) wird der Umgang mit Haushaltsabfällen geregelt. Die Idee meine Abschlussarbeit dem Thema der Verpackungsabfälle zu widmen bekam ich als ich auf reisen war.
In Kambodscha konnte mit eigenen Augen sehen was passiert wenn ein Land die Verpackungsflut, die mit der importierten Ware ins Land kommt nicht mehr händeln kann da offensichtlich kein Verwertungssystem vorhanden ist. So konnte ich meine Leidenschaft fürs reisen mit meiner Arbeit verknüpfen.
Diese Abschlussarbeit befasst sich mit Verpackungsabfall in haushaltsüblichen Mengen in deutschen Privathaushalten und neuen Ansätzen zu dessen Umgang.
Hauptverursacher falscher Mülltrennung sind die Privathaushalte selbst, da der Abfall bereits dort falsch oder zu ungenau sortiert wird. Hierdurch schwankt die Sortenreinheit des zu separierenden Mülls. Die Qualität der Mülltrennung bemisst sich in der Mülltrennungsquote. Diese gibt das Verhältnis von sortenrein getrenntem Abfall zu Restmüll an. Da die Qualität der Mülltrennung in den Privathaushalten häufig nicht ausreichend ist, ist es zeit- und kosteneffizienter, Müll der Verbrennung anstatt dem Recycling zuzuführen. (Vgl. WWF Jugend wwf-jugend.de/leben/fair-kaufen/was-passiert-mit-meinem-muell;8647 08.05.2016, 23.30) Die Sortierung von Müll durch die Verbraucher ist nicht ausreichend. Daher erfolgt in Müllsortieranlagen eine aufwändige, nachträgliche Mülltrennung.
Eine saubere Mülltrennung ist daher nicht nur ökologisch sinnvoll, sie schützt darüber hinaus auch die Ressourcen. Die Verbrennung von Verpackungsmüll ist weder wirtschaftlich erstrebenswert noch dient sie dem Umweltschutz. In einem rohstoffarmen Land wie Deutschland ist es zweckmäßig, bereits vorhandene Ressourcen weiter zu nutzen, anstatt diese zu zerstören. Bereits hergestellte Verpackungsmaterialien sollen als Sekundärrohstoff weiter genutzt werden.
Die Idee dieser Arbeit ist es, durch akkurates Vorsortieren der Verpackungsmaterialien in den Privathaushalten ein besser verwertbares Abfallprodukt zu erzielen, mit dem weiter gewirtschaftet werden kann, anstatt es zu verbrennen.
Um den Umgang mit Verpackungsabfall in den Köpfen der Verbraucher positiv zu besetzen, soll das Produkt zur Abfallsammlung und –trennung „Rohstoffbox“ heißen.
Diese Boxen können über eine Verkaufs- und Einkaufsplattform, die in Form einer Applikation für Smartphones (App) entwickelt wurde, verkauft und gekauft werden.
WIN-WIN – VORTEILE FÜR ALLE:
Durch den Verkauf ihrer Abfälle in Rohstoffboxen sparen die Verkäufer (= i.d.R. die privaten Haushalte) die bisher unvermeidlichen Müllgebühren ein und können darüber hinaus selbst Erträge erwirtschaften.
Die Käufer (= i.d.R. Unternehmen) sind die Abnehmer der Rohstoffboxen. Sie erreichen eine Kostenersparnis für ihr Unternehmen, da der Einkauf der sekundären Rohstoffe mit geringeren Kosten verbunden ist als der Einkauf primärer Rohstoffe. Durch ein Bewertungssystem wird die Qualität der Rohstoffboxen sowie der Ablauf des Ver- bzw. Einkaufs gesichert. Die Smartphone-Applikation wurde als digitales Medium gewählt, da Smartphones in Deutschland bereits flächendeckend verbreitet und einfach in der Handhabung sind.
Dieser neue Ansatz zum Umgang mit Abfällen aus Verpackungsmaterialien bietet jedoch zusätzlich zu den finanziellen Aspekten für Verkäufer und Käufer weitere Vorteile. Die App verfügt über zwei Modi, die jeweils differenziert die
Ansprüche der primären Zielgruppe (Verkäufer) als auch der sekundären Zielgruppe (Käufer)
bedient.
Weitere Vorteile für Verkäufer:
Verkäufer sind wie bereits erwähnt i.d.R. die privaten Haushalte, die ihre Verpackungsabfälle sortenrein getrennt in Rohstoffboxen zum Verkauf anbieten. Die farblich gekennzeichneten und gut stapelbaren Rohstoffboxen lagern in sog. Rohstoffboxgaragen (RoBoGa). Die Rohstoffboxgaragen können jederzeit, mit Hilfe des Verkaufs- und Kaufprozesses über die Applikation, geleert werden. Durch die Einbindung bestehender Lieferdienste (wie etwa Post etc.) erfolgt der Transport der Rohstoffboxen umweltschonend, da keine zusätzlichen Emissionen erzeugt werden.
Sobald das System den Verkauf der Rohstoffbox registriert und die App erkennt, dass die Anzahl der verfügbaren Rohstoffboxen zur Neige geht, werden neue, leere Boxen automatisch nachbestellt und dem Verkäufer geliefert. Somit entfällt für den Verkäufer die bisher notwendige Zwischenlagerung von Abfällen bis zum nächsten gemäß Terminplan von der Stadt oder dem Landkreis festgelegten Abholtermin der Müllabfuhr. Der Abfallkalender gehört damit ebenfalls der Vergangenheit an. Idealerweise sortiert der Verkäufer seine Abfälle direkt in die Rohstoffboxen, sodass die unterschiedlichen Abfalleimer im Wohnbereich entfallen. Durch die Verwendung von Rohstoffboxgaragen werden sperrige und unattraktive Mülltonnen und –container in Haus- oder Wohnungsnähe überflüssig.
Weitere Vorteile für Käufer:
Käufer sind i.d.R. Unternehmen, die durch ihr verantwortungsbewusstes, nachhaltiges Handeln eine ökologische Vorbildfunktion einnehmen. Wird dieses Handeln durch entsprechende Marketingkampagnen und Kommunikationsmaßnahmen (bspw. in sozialen Netzwerken) begleitet, verbessert sich dadurch langfristig das Image des Unternehmens in der Öffentlichkeit. Durch ein attraktives, zeitgemäßes Image steigert das Unternehmen seine Attraktivität bei Kunden und Geschäftspartnern.
Darüber hinaus hebt sich das jeweilige Unternehmen positiv von der Konkurrenz ab. Die positive öffentliche Wahrnehmung kann Umsatzsteigerungen zur Folge haben. Die Beteiligung des Unternehmens am Rohstoffbox-System, die marketingpolitische Vermarktung und der sich hieraus ergebende positive Einfluss auf die Umgebung des Unternehmens sind dabei nur einige von vielen vorteilhaften Aspekten. Die Ortungsdienste der Applikation ermöglichen dem Unternehmen darüber hinaus lokales Einkaufen und dadurch kurze Transportwege.
Die vorgestellte Idee basiert auf den Prinzipien des zuvor aufgezeigten Cradle-to-Cradle („Von der Wiege zur Wiege“)-Designkonzepts (siehe hierzu Seite 25 – Cradle-to-Cradle-Konzept) und unterstützt das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG), dessen Zweck ist es, die Kreislaufwirtschaft zur Schonung der natürlichen Ressourcen zu fördern und dem Schutz von Mensch und Umwelt bei der Erzeugung und Bewirtschaftung von Abfällen sicherzustellen. (Vgl. Versteyl/Mann/Schomerus Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) Kommentar, 3. Auflage, §1 Zweck des Gesetztes, Seite 7).
TOP 10 BEI DEN GreenTec Awards 2017
Meine Idee (Packagaing waste – ein Ansatz zum Umgang mit Verpackungsmüll) hat es in die TOP 10 in der Kategorie Galileo Wissenspreis der GreenTec Awards 2017 – größter Umwelt- und Wirtschaftspreis der Welt – geschafft!
Die GreenTec Awards ehren jedes Jahr innovative Produkte und Projekte, die den Weg in eine umweltbewusste Zukunft weisen. Etablierte Medienpartner wie ProSieben und die FAZ unterstützen die GreenTec Awards dabei, grünen Ideen eine Plattform zu bieten und ihnen so größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen. So können die Pioniere mit ihren Projekten aktiv zu einem schonenderen Umgang mit unserer Umwelt beitragen.